London Convention 2008

Die 4. Londoner Tattoo-Convention fand zum ersten mal im „Tobacco-Dock“ statt, eine Veranstaltungs-Location keine 5 Minuten von der Towerbridge entfernt. Erbaut im Jahre 1821, seit 1990 grundsaniert und im stetigen Ausbau, bietet dieses Goldstück im victorianischem Stil einiges, was wie für eine Tattoo-Convention gemacht scheint. Es wirkt wie eine kleine Laden-Stadt, die mit ihren einzelnen ladenähnlichen Parzellen jeweils 4-8 Tattooständen Platz bot. Für den Zuschauer ergeben sich ganz neue Perspektiven, da er viele Stände von allen Seiten betrachten konnte, was das übliche Gedränge vor besonders interessanten Künstlern erträglich machte. So gab es keine große Masse, die sich an gut besuchten Ständen automatisch staute. Lediglich eine Haupthalle mit ca. 25 Ständen war „normal“ bedrängelt. Der Rest unterteilt in Gruppen und schön durch die Glasfronten von allen Seiten zu betrachten. Glas ist auch das Zauberwort, was die Beleuchtung angeht, denn der gesamte Komplex ist mit einem Glasdach versehen, was die Lichtatmosphäre sehr angenehm machte. Licht im Überfluss, wann haben das Tätowierer schon sonst auf einer Convention?

Im Untergeschoss, welches aus sehr stylischen Katakomben besteht, waren die Händler mit ihren Ständen untergebracht. Auch hier in „Ladenlokale“ unterteilt, was einem eher den Eindruck und das Gefühl vermittelte, in einer Ladenpassage shoppen zu gehen. Man kommt automatisch ins Schwärmen, wenn man diese Räumlichkeiten beschreibt. Selten hat eine Location mehr den Eindruck gemacht,
auf eine Tattoo-Convention zugeschnitten zu sein, als das hier beim Tobacco-Dock der Fall war. Die Gastro wurde, bis auf eine Kneipe im Untergeschoss, komplett ausgelagert. So musste man das Hauptgebäude verlassen, um Gegenüber einen eigenen Part mit Fressbuden vorzufinden.

Hier muss das geschnetzelte Schweinefleisch im Brötchen erwähnt werden, was je nach Gunst mit mehr oder weniger gerösteten Schweinehautstücken garniert wurde. Unglaublich lecker! Speisen durften nicht mit in die Halle genommen werden, was aber zusammen mit dem Rauchverbot zu einer guten Luft im Tätowierbereich führte. Es ist schon ganz angenehm wenn mal keine Asche und Bier die Fotomappen der Tätowierer ziert.

Aber auch wenn es hier eindeutig in die richtige Richtung geht und man zumindest lufttechnisch von Studiobedingungen sprechen kann, so war es sehr erschreckend, wie viele Tätowierer nicht mal Maschinenkabel- Cover benutzten. Auch die eine oder andere unverpackte Sprühflasche oder vereinzelte Tätowierer, die ihre Nadeln und Griffstücke ohne Handschuhe auspackten, konnte man sehen. Hier ist es an der Zeit, dass Convention-Veranstalter selber eine Art Hygiene- Kontrolle einführen, die dafür sorgt, dass Mindestansprüche eingehalten werden, denn es kann nicht sein, dass sich eine Szene der Öffentlichkeit präsentiert und sich gleichzeitig aus Faulheit an vielen Ecken und Enden angreifbar macht. Es kann und darf hier keine Ausnahmen von notwendigen Hygienestandards geben.

Die Liste der anwesenden Tätowierer liest sich wie ein Who-is-Who der Tattoo-Szene. Teilweise waren die Tätowierer ähnlicher Arbeitsweise/Stil im selben „Glaskasten“ untergebracht. Sehr schön beim Arbeiten zu beobachten war die „Abteilung“ „Hernadez / Kern / Loizifer / Viktor / Tyrell“, die einen Haufen an Realistic / Horror- Tattoos produziert haben. Gute Atmosphäre bei den Jungs. Es schien eh, dass die anwesenden Tätowierer die Atmosphäre genossen haben.

Eine andere Abteilung war nur mit Tätowierern polinesischer Orientierung gefüllt. Mit Chime sei nur einer genannt. Dort konnte man auch die wohl schmerzhafteste Art der Tätowierung, das in der Südsee „Tatau“ genannte Reinklopfen der Farbe mit der Hand, beobachten. Wenn man mit allen Ständen durch war, gab es im Untergeschoss noch Kunst von Tätowierern anzuschauen. Hier sei Dimitri besonders erwähnt, dessen Bilder von Komik und kleinen Details nur so strotzten. Aber auch Jeff Gouge‘s Bilder sind großartig. Dagegen war das am Samstag vor der Bühne präsentierte Artfusion-Projekt relativ enttäuschend. Nicht enttäuscht hat wieder mal Show von Lucky Diamond Rich, der den Anwesenden fast schon Tränen vor Lachen in die Augen trieb.

Alles in Allem eine gelungene Convention, die hoffentlich auch nächstes Jahr wieder in diesen atmosphärischen Räumlichkeiten stattfindet.

„melanom“

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