Interview: Carlins Implant

EXPAND: Fangen wir doch mit einer kurzen Vorstellung deiner Person an – Name, Alter, Beruf und deine bisherigen Erfahrungen in Sachen BodyMod, Tattoo und Piercing?

CARLIN: „Eine Vorstellung meiner Person“? Eine unmögliche Aufgabe! Ich heiße Anne -Carlin, bin zarte 26 Jahre jung, habe Pädagogik, Soziologie, Psychologie und Gender-Studies studiert und studiere jetzt Jura mit mäßigem Erfolg. Ich halte mich mit meinem Job in einer Anwaltskanzlei und kleinen, winzig kleinen, Model-Aufträgen über Wasser.

Mein erstes Piercing habe ich mir mit 17 von meinem Frauenarzt steche lassen, bzw. gleich mehrere auf einmal. Das war auch eine kleinere Katastrophe. Aber der Gynäkologe war der einzige, der mir ein Piercing stechen wollte, ohne auf mein Alter zu achten. Sein mangelndes Verantwortungsgefühl war mein Triumph. Lange hatte ich an meiner Gewitztheit aber keine Freude, denn ich konnte meine neuen Piercings nicht finde. Wie ist das möglich? Ganz einfach: Er hatte meine inneren und nicht meine äußeren Schamlippen gepierct. So kann‘s eben gehen, wenn man sich nicht richtig informiert.

Seit dem sind noch viele Piercings gefolgt. Zu meinen „besten Zeiten“ waren es 28 Stück. Bis heute haben gerade mal 15 überlebt. Ich finde Piercings jetzt, obwohl sie wunderschön aussehen und ich auf meine Schmuckstücke nicht verzichten will, doch eher unpraktisch. Sie stören beim Sport und einige entzünden sich spontan auch mal.

Tattoos sind da schon viel praktischer, aber eben für immer. Das macht ein Tattoo aus und kann gleichzeitig zu dem zentralen Problem werden. Aber auch diese Überlegung konnte mich nicht davon abhalten, mich mit Schlag 18 tätowieren zu lassen. Seitdem vermehrt sich meine Hautbemalung von Jahr zu Jahr. Ich will nicht behaupten, es sei eine Sucht. Aber ganz abstreiten kann man das wohl auch nicht.

Meine Ohrläppchen habe ich mit ca. 23 Jahren angefangen zu dehnen. Nun bin und bleibe ich bei 8mm. Wirklich!!!

Mit dem Schneiden habe ich mit 16 begonnen. Da es sich hier aber nicht wirklich um Schmucknarben handelt und ich auch nur selten etwas sinnvolles in meine Haut ritze, lasse ich dieses Thema mal bei Seite.

Mein letztes BodMod war also mein Stern im November 2007 und diesen Sommer sollen noch andere Implantate her. Die üblichen und gesellschaftlich anerkannten: Brustimplantate. Das gilt doch als Modifikation oder?


EXPAND: Ja, sicher – Brustimplantate sind wohl die am weitesten verbreiteten „Implants“. Aber kommen wir auf dein Stern-Implant zu sprechen. Wie lange ist es her das du es hast machen lassen und wie bist Du auf die Idee gekommen?

CARLIN: Ich ließ mir das Implant im November 2007 bei Trust in Mannheim von Marcus und Steve Haworth setzen.

Das ist jetzt einige Monate her. Das Implantat ist schon sehr gut verheilt. Ich spüre es kaum noch. Manchmal piksen die Spitzen etwa beim Einschlafen, wenn ich auf der Seite liege. Aber das wird sich sicher noch geben, so wie die leichte Rötung der Narbe noch verschwinden wird.

Ich habe vor Jahren (da war ich gerade mal 16 oder 17) ein Mädchen mit drei implantierten Sternen am Unterarm in einer Zeitschrift (Savage) gesehen. Seit diesem Zeitpunkt hat das Bild in mir „gearbeitet“ und der Wunsch nach einem eigenen Implantat wurde immer stärker.

Heute weiß ich, dass das Mädchen Lza heißt und in Frankreich wohnt. Sie ist wohl eine gute Freundin von Steve Haworth.


EXPAND: Wie sehr wird das Implant von deiner Umwelt wahr genommen und wie reagieren die Leute da drauf?

CARLIN: Der Stern befindet sich auf meinem Brustbein. Da ich selten weit ausgeschnittene Oberteile trage und es doch eher kalt draußen ist, kann man das Implantat nur gelegentlich sehen. Ich habe es für mich einsetzen lassen und nicht, um das Implant permanent der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Bis jetzt waren die Reaktionen aber immer positiv. Zumindest hat mich keine Reaktion verletzt.

Viele Leute sind neugierig. Sie fragen mit gerunzelter Stirn, ob es denn weh getan hätte. Einige fragen auch, ob sie es mal berühren dürften und ob die Berührung schmerzhaft sei. Entweder höre ich dann ein zurückhaltendes „iiiiiihhhhh“ oder schlichtes Staunen. Bei vielen jungen Frauen kommt das Implantat erstaunlicher Weise sehr gut an und sie scheinen sofort mit dem Gedanken zu spielen, sich auch eines einsetzen zu lassen. Mein Freund meinte, er fände es sexy! Was meine Eltern jedoch darüber denken würden, das rate ich lieber nur.


EXPAND: Die erste Frage nach dem Schmerz kennt man ja – und? Wie war es? War eher das Setzen oder die erste Heilphase unangenehm?

CARLIN: Das Einsetzen war nicht wirklich unangenehm. Viel mehr Probleme als die körperlichen Schmerzen hat mir meine Psyche bereitet. Ich war schrecklich aufgeregt! Die Angst vor den Schmerzen war wesentlich schlimmer als der Schmerz selbst.

Implant Prozedur (rechts) Nov. 2007:

Steve Haworth + Marcus Strohner

www.stevehaworth.com

www.trust-mannheim.de

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