Auf Hawaii, was soviel wie Heimat auf Polynesisch bedeutet, liegt die zweitgrößte Stadt der Inselgruppe – Hilo. Hier lebt eine der interessantesten Persönlichkeiten der Insel, Kala Kaiwi ein gebürtiger Hawaiianer, der seine Piercingkarriere vor vielen Jahren in Las Vegas begann.
KALA
(geb. 11.02.1974)
Hilo, Big Island, Hawaii
Pierct seit 10 Jahren
Eigenes Studio:
Sin City Piercing
118 Ponahawai St., Hilo
HI 96720, Hawaii – USA
Piercings:
Bridge, Septum, Tragus, Conch, Helix, Labret und Labret vertikal, Orbital, Cheek, Nippel, Navel und viele Surface und noch einige Intimpiercings. Lobes gedehnt auf 4‘‘ (101mm) Nostrils gedehnt auf 3/4‘‘ (19mm) Implants im Arm, Hand und Stirn.
Als ich im Mai 2001 auf meiner Reise durch Hawaii in einem Schnellrestaurant stand, sprach mich die Bedienung mit den Worten an : “You must visit Kala – He is amazing“. Gesagt, getan – wir haben uns direkt auf den Weg gemacht!
Als ich dann in Kalas Laden stand, wusste ich was Sie damit meinte. Vor mir stand ein, wie soll ich sagen, beeindruckender Mensch mit einem gemütlichen Lächeln im Gesicht und begrüßte mich mit den Worten “Aloha can I help you?“
Bei der Menge Piercings wusste ich nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Auf seine gedehnten Ohren oder zahlreichen Implantate. Alleine die 20 Piercings im Gesicht und 62 am ganzen Körper sind schon ein beeindruckender Schmuck, dazu kommen zahlreiche Tattoos.
Wir unterhielten uns eine Weile über seine Arbeit auf der Insel und wie das Business dort so läuft. Leider war es mein letzter Tag in Hilo und so konnte ich ihn zu diesem Zeitpunkt nicht näher kennenlernen. Wir blieben aber per eMail in Kontakt.
Kala ist ein sehr aufgeschlossener Mensch, der vor vielen Jahren nach Las Vegas ging um dort den Beruf des Kochs zu lernen.
Doch wie das Leben so spielt kam alles anders und seine Leidenschaft für Piercing und Tattoo entwickelte sich mehr und mehr zu dem Wunsch selbst Piercer zu werden.
So begann er 1996 seine Ausbildung in Las Vegas und arbeitete dort anschließend noch einige Zeit als Piercer um weitere Erfahrungen zu sammeln. 1999 zog es ihn dann wieder zurück nach Hawaii. Kaum dort angekommen, eröffnete er noch im gleichen Jahr sein eigenes Studio, Sin City. Mit Qualität und Können hat er sich seinen Konkurrenten gegenüber behauptet und so ist sein Studio mittlerweile das Einzige im Umkreis von 200km.
Marke Eigenbau
Erstaunlich ist es übrigens, dass Kala sich all seine Piercings selbst gestochen hat, wie auch immer er das geschafft hat?!
Auf Nachfrage antwortet er nur fast entschuldigend: „es hat halt manches mal länger gedauert, aber irgendwie ging es immer“.
Seine Lobes hat er über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren auf 4 Inches (101mm) gedehnt. Für die Pflege stellt er sich eine spezielle Mischung aus 7 verschiedenen Ölen zusammen. Diese Geheimrezeptur muss eine fantastische Wirkung haben, wenn man berücksichtigt wie viel Gewebe sich während des Dehnens gebildet hat. „Durch die regelmäßige Anwendung des Öls konnte man fast das Ohr wachsen sehen“, so seine Worte. Ebenfalls nicht alle Tage sieht man derart geweitete Nostrils (Nasenflügel Piercing). Diese hat er innerhalb von 1 ••• Jahren auf ••• Inches (19mm) gedehnt eine im Vergleich zu seinen Ohren sehr schmerzhafte Prozedur wie er sagt. Man kann jetzt direkt in seine Nase schauen, es ist schon irre wenn man die Nasenhaare so direkt von Außen betrachten kann. Gefragt, ob diese geweiteten Nostrils Probleme machen, antwortet er mit einem Lächeln: „in Hawaii ist es immer schön warm da kann ich mich schon einmal nicht erkälten – nur das Niesen ist eine etwas großflächigere Angelegenheit….“
Der 2. Besuch
Im Jahr 2002 besuchte ich ihn dann noch einmal für eine Woche und hatte auch die Gelegenheit ihm in seinem Studio über die Schulter zu sehen. So konnte ich mir ein Bild von der Arbeitsweise auf der Insel machen.
So gemütlich das Wesen der Insulaner auf Hawaii auch sein mag, bei der Arbeit sind sie richtig bei der Sache. Die Arbeitsräume sind top, die Arbeitsweise sehr steril und auch der Umgang mit dem Kunden ist optimal. Daran könnte sich so manches Studio ein Beispiel nehmen.
Der Standart in den USA gleicht im Wesentlichem dem Deutschen (siehe Bericht: „SO PIERCEN WIR“), sterile Arbeitsflächen, Einwegmaterialien und Hygiene zeichnen ein gutes Studio aus. Abweichend ist einzig die Piercingtechnik selbst, in den USA und so auch auf Hawaii pierced man mit Needleblades.
Ob das nun Vor- oder Nachteile gegenüber der in Europa (Deutschland) üblichen Methode mit Venenverweilkanüle hat ist, sicher Ansichts- und Gewohnheitssache.
Offen für Neues
Angenehm aufgefallen ist mir, dass die Menschen in Hawaii sehr offen gegenüber Piercing und anderen Körperveränderungen sind. Ich hatte nie das Gefühl, dass Kala wegen seiner außergewöhnlichen Modifikationen und Tattoos schräg angeguckt wird.
Ebenfalls sehr positiv war der selbstverständliche Austausch von Piercer zu Piercer. Wir haben uns sehr viel über die verschiedenen Techniken und anatomischen sowie ästhetischen Aspekte des Piercing unterhalten.
Diesen Erfahrungsaustausch haben wir beide nutzen können um unsere eigene Arbeitsweise mit dem ein oder anderen Tip des Kollegen zu ergänzen.
APP Conference
Begeistert von unserem Treffen verabredeten wir uns für die nächste APP Converence (APP = Int. Organisation professioneller Piercer) in Las Vegas.
Daraus wurde dann leider erst im Mai 2005 etwas. Allerdings hat das lange Warten sich gelohnt. Die Piercer in den USA gehen allgemein sehr offen miteinander um und tauschen sehr viel Information untereinander aus – so war auch dieser Event eine wertvolle Erfahrung für mich.
Wohl nicht zuletzt auch dieser offene Umgang und die gegenseitige Unterstützung haben in den USA dazu beigetragen das innerhalb der Piercergemeinschaft das „Wir-Gefühl“ sehr ausgeprägt ist.
3D Implants
Da man an den richtigen Orten meist auch wirklich interessante Leute kennenlernt, hatten wir das Glück Steve Haworth (Phoenix, USA) in Las Vegas zu treffen und einen Blick auf seine Arbeiten zu werfen (siehe Fotoserie auf der nächsten Seite).
Steve ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der 3D Implants (Silikon – Implantate). So haben wir mit ihm gleich einen Termin für September 2005 vereinbart. Wir, das sind Thorsten (Wildcat München) und ich.
Wie das mit den Implantaten gelaufen ist und was wir bei diesem Besuch in den USA erlebt haben, ist dann aber eine Geschichte für eine der nächsten Expand Ausgaben.